Neue Studie zeigt begrenzte Effekte wenn psychische Erkrankungen nur mit Smartphone Apps behandelt werden

Die Wirksamkeit von reinen “Psychotherapie-Apps” könnte überschätzt sein

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Das Digitale Versorgungsgesetz ermöglicht ab nächstem Jahr, dass Apps auf Rezept verschrieben werden können. Auch in den App-Stores steigt die Zahl an verfügbaren Apps für psychische Gesundheit stetig. Prinzipiell könnten Apps eine niedrigschwellige, anonyme, zeit- und ortsunabhängige und kosteneffektive Ergänzung zu traditionellen Behandlungsmöglichkeiten für psychische Gesundheit sein, jedoch ist die Wirksamkeit bisher weitestgehend unklar.

In einer neu erschienenen systematischen Übersichtsarbeit untersuchte Kiona Weisel vom PROTECT Lab et al., die Wirksamkeit von Smartphone Apps als eigenständige Behandlungsmaßnahme zur Verbesserung der psychischen Gesundheit. Die Meta-Analyse umfasste randomisiert-kontrollierte Studien, die Apps zur Behandlung von erwachsenen mit erhöhten Symptomen einer psychischen Störung im Vergleich zu einer Kontrollgruppe untersuchten. Insgesamt wurden 19 Studien mit 3681 Teilnehmenden gefunden mit Apps zur Verbesserung von Depression, Angststörung, Alkoholkonsum, Rauchen, posttraumatischer Belastungsstörung, Schlafstörung und selbstverletzenden Gedanken und Verhalten.

Die Ergebnisse zeigten, dass Smartphone Apps nur kleine Effekte auf Depression und Rauchverhalten hatten, wohingegen es keine Effekte auf Angst, selbstverletzenden Gedanken und Verhalten und Alkoholkonsum gab. Auch einzelne Studien mit Apps zu Posttraumatischer Belastungsstörung waren nicht effektiv, während große Effekte in zwei Einzelstudien auf Schlafprobleme gefunden wurden.

Apps haben zwar enormes Potential, aber die momentane Studienlage ist ernüchternd. Die Vorgehensweise ist dabei grundsätzlich zu unterscheiden zu web-basierten Behandlungsformaten zu psychischen Erkrankungen, für die zahlreiche Studien zeigen, dass diese große Effekte bei verschiedensten psychische Erkrankungen erzielen können, die vielfach sogar vergleichbar sind, mit denen klassischer Angebote des Gesundheitssystems, wie Psychopharmaka oder Psychotherapie.

Das Fazit: Smartphone Apps können als alleinstehende Behandlung von psychischen Störungen auf Basis der aktuellen Studienlage nicht empfohlen werden. Wenn Betroffene sich für digitale Versorgungsangebote interessieren, sollten Sie auf gut untersuchte web-basierte Angebote zurückgreifen.

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Kiona Weisel, MSc
Kiona Weisel, MSc
Wissenschaftliche Mitarbeiterin